EWR 8 (2009), Nr. 1 (Januar/Februar)

Dieter Euler / Günter Pätzold / Sebastian Walzik (Hrsg.)
Kooperatives Lernen in der beruflichen Bildung
(Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik – Beihefte (ZBW-B); Bd. 21)
Stuttgart: Franz Steiner 2007
(248 S.; ISBN 978-3-515-09082-7; 36,00 EUR)
Kooperatives Lernen in der beruflichen Bildung Dem kooperativen Lernen als Lehr-Lern-Arrangement wird gegenwärtig sowohl in der pädagogisch-didaktischen Diskussion, in der Unterrichtspraxis als auch in „Lernenden Unternehmen“ eine hohe Bedeutung beigemessen. Damit verknüpft werden zudem Begrifflichkeiten wie Lernen in Gruppen, Gruppen-, Teamarbeit und Wissensmanagement. Was häufig Unklarheiten bspw. über die Ziele, Methoden und Lernumgebungen mit sich zieht. Der Sammelband von Euler, Pätzold und Walzik zielt darauf ab das kooperative Lernen im Rahmen der Berufsbildung näher zu analysieren, Potenziale und Grenzen des Lehr-Lern-Ansatzes aufzuzeigen als auch einen Beitrag zum aktuellen Diskurs zu leisten.

Insgesamt wird in fünfzehn Artikeln, unterteilt in fünf Kapitel, ein breites Spektrum des kooperativen Lernens für die Lernumgebungen Organisation im Allgemeinen, Unternehmen und Schule im Besonderen abgesteckt. Der Sammelband enthält sowohl deutsch- als auch englischsprachige Texte.

Das erste Kapitel „Ausgangspunkte“ führt mit dem Beitrag von Euler und Walzik grundlegend in die Thematik und in den Inhalt des Bandes ein. Bereits die Aufzählung der vielfältigen Elemente, denen das kooperative Lernen gerecht werden soll (10) machen deutlich dass es sich um ein komplexes Lehr-Lern-Arrangement mit hohen Anforderungen handelt. Im Anschluss daran setzen sich Kopp und Mandel in einem Grundlagenartikel mit den Fragen, Möglichkeiten und Potenzialen des kooperativen Lernens auseinander. Die Möglichkeiten und Voraussetzungen der Lernform werden auf der individuellen und der organisationalen Ebene analysiert, als auch Problematiken und entsprechende Unterstützungsmassnahmen thematisiert. Die Autoren halten abschließend fest, dass das kooperative Lernen ein komplexes Phänomen ist, für das es keine ‚Patentlösung’ gibt (26). Um es zur Gewohnheit werden zu lassen, plädieren sie für eine entsprechende Umsetzung an den Schulen und für den Einsatz von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen.

Das zweite Kapitel thematisiert die Gestaltungsmöglichkeiten von kooperativen Lernumgebungen. In den fünf Artikeln werden einerseits verschiedene Formen des kooperativen Lernens fokussiert. So werden bspw. im englischsprachigen Text von Topping und Thurston die Potentiale und Grenzen des Peer Learnings analysiert. Des Weiteren setzt sich Sliwka mit dem Service Learning in der beruflichen Bildung auseinander. Andererseits werden weitere didaktische Lehr-Lern-Settings innerhalb des kooperativen Lernens aufgegriffen, wie die Entwicklung von Handlungskompetenzen (Euler) oder die unterstützende Entscheidungsfindung in Kleingruppen (Brettschneider).

Das computerbasierte kooperative Lernen (Dillenbourg und Fischer) und das kooperative Lernen als informelles Lernen der Net Generation (Reinmann) bilden den inhaltlichen Schwerpunkt des eher kürzeren dritten Abschnitts. Die Beiträge zeigen, dass gerade im Bereich der neuen Medien sich den Lernern, den Lehr-Lern-Technologien und den möglichen Lernumgebungen ein breites Feld öffnet, das jedoch hinsichtlich der Lernformen und -methoden noch der Präzisierung bedarf.

Im vierten Kapitel werden Ergebnisse und Effekte des kooperativen Lernens dargelegt.
Im Vordergrund der beiden Artikel stehen die Förderung von kognitiven Kompetenzen (Dubs) und von Teamkompetenzen (Walzik) als Intentionen des kooperativen Lernens

Abschließend werden im fünften Kapitel die Rahmenbedingungen für das kooperative Lernen thematisiert. Beginnend von der individuellen Perspektive der Lehrpersonen (Dann) über die Lehrerbildung (Lang und Pätzold) und das System Schule (Hameyer und Heggen) bis hin zum erweiterten Fokus auf den betrieblichen Kontext (Marchl und Stahl) werden Elemente für eine Rahmung des kooperativen Lernens aufgezeigt.

Der Sammelband von Euler, Pätzold und Walzik hat sich mit dem kooperativen Lernen in der beruflichen Bildung einem sehr komplexen Thema angenommen, das in dieser Form für diesen Bereich bisher noch nicht vorlag. Die inhaltliche Gestaltung versucht der Vielfalt der Thematik gerecht zu werden, durch Darstellung von Rahmenbedingungen, Gestaltungsmöglichkeiten, Methodensettings und verschiedenen Bezugsmöglichkeiten. Auch werden die Grenzen dieses Lehr-Lern-Arrangement aufgezeigt. Dem Ziel des Bandes das kooperative Lernen im Bereich der Berufsbildung zu analysieren und einen Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs zu leisten (11) wird entsprochen.

Kritisch angemerkt werden darf jedoch folgendes: Für eine begriffliche Präzisierung des kooperativen Lernens in der Berufsbildung und für eine tiefer gehende Analyse wäre ein weiterer Grundlagenartikel der sich explizit mit den Bedingungen im Bereich der beruflichen Bildung auseinandersetzt wünschenswert gewesen. Des Weiteren werden die im vierten Kapitel thematisierten Ergebnisse und Effekte des kooperativen Lernens eher durch weitere Intentionen bzw. Zielbezüge des Lehr-Lern-Arrangement ergänzt. Zusätzlich hätten Ergebnisse bspw. empirischer Untersuchungen zu den Erfolgen des kooperativen Lernens aufschlussreich sein können.

Resümierend ermöglicht der Sammelband einen fundierten thematischen Überblick mit einem Schwerpunkt auf die schulischen Lernumgebungen. Bedingt durch die Bezugnahmen bspw. auf verschiedene andere Lehr-Lern-Theorien richtet sich das Werk insgesamt eher an fortgeschrittenere Studierende und ist nicht unbedingt als Einstiegstext zu empfehlen.
Stefanie Stolz (ZĂĽrich)
Zur Zitierweise der Rezension:
Stefanie Stolz: Rezension von: Euler, Dieter / Pätzold, GĂĽnter / Walzik, Sebastian (Hg.): Kooperatives Lernen in der beruflichen Bildung, (Zeitschrift fĂĽr Berufs- und Wirtschaftspädagogik - Beihefte (ZBW-B); Bd. 21). Stuttgart: Franz Steiner 2007. In: EWR 8 (2009), Nr. 1 (Veröffentlicht am 04.02.2009), URL: http://www.klinkhardt.de/ewr/978351509082.html