EWR 8 (2009), Nr. 5 (September/Oktober)

Julia SchĂĽtz
Pädagogische Berufsarbeit und Zufriedenheit
Eine bildungsbereichsĂĽbergreifende Studie
Reihe Erwachsenenbildung und lebensbegleitendes Lernen, Band 12
Bielefeld: Bertelsmann 2009
(240 S.; ISBN 978-3-7639-3335-8; 29,90 EUR)
Pädagogische Berufsarbeit und Zufriedenheit Arbeitszufriedenheit gehört zu den am häufigsten untersuchten bzw. gemessenen Phänomenen der Arbeitswelt. Einen ersten Höhepunkt erlebte ihre Erforschung bereits in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Aus dieser Zeit stammen auch die meisten der bis heute gültigen Theorien und Modelle. Trotz dieser langen Tradition präsentiert sich die Arbeitszufriedenheitsforschung bis heute als „Flickenteppich“ (21) mit einer Vielzahl von Auffassungen von Arbeitszufriedenheit und mannigfaltigen Erhebungsinstrumenten. Im Bereich der pädagogischen Berufsarbeit findet der Schwerpunkt der Arbeitszufriedenheitsforschung im Berufsfeld Schule statt, andere Segmente des Bildungssystems spielen dagegen kaum eine Rolle. Mit dem demographischen Wandel und der zunehmenden Einsicht, dass lebenslanges Lernen stets an Bedeutung gewinnt, rücken jedoch auch außerschulische Bildungsbereiche stärker in den Fokus des öffentlichen und wissenschaftlichen Interesses.

Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, führt Schütz erstmalig eine „segmentübergreifende Erforschung der pädagogischen Berufsarbeit und Zufriedenheit“ (22) durch, in deren Rahmen 424 pädagogisch Tätige schriftlich befragt wurden, die in der Elementarstufe, in der Sekundarstufe I sowie in der Weiterbildung in Hessen beschäftigt sind. Dieses Vorgehen soll einen direkten Vergleich der einzelnen Berufsgruppen des Gesamtbildungssystems ermöglichen. Ausgehend von der Hypothese, dass das Arbeitszufriedenheitsurteil mit dem Grad der Professionalisierung korreliert, will Schütz unter anderem Erkenntnisse über die globale Arbeitszufriedenheit und deren Teilaspekte gewinnen sowie gängige Befunde zur Arbeitszufriedenheit überprüfen. Diese Erkenntnisse sollen sowohl dazu beitragen, die Arbeitssituation der im Bildungssystem Beschäftigten als auch die Qualität der pädagogischen Arbeit zu verbessern.

Als Erhebungsinstrument wird in der Untersuchung der hochstrukturierte Arbeitsbeschreibungs-BogenBildung (ABBBildung) eingesetzt, eine deutsche Version des Job Description Index (JDI) nach Hackman und Oldham, der von Neuberger und Allerbeck bereits im Jahre 1978 entwickelt wurde. Dieser Fragebogen wurde von der Autorin modifiziert sowie um drei offene Fragen ergänzt, die es ermöglichen sollen, Erkenntnisse zum Einfluss von Zufriedenheit auf die Qualität der Arbeit sowie zu wechselseitigen Zufriedenheitszuschreibungen der Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen des Bildungssystems zu gewinnen. Außerdem sollen auf diesem Wege die Arbeitszufriedenheitsdefinitionen der befragten Personen erhoben werden.

Der vorliegende Band ist in drei Teile gegliedert: Teil A (Kapitel 2 – 6) zeigt die theoretischen Hintergründe und Vorüberlegungen der Studie auf und beginnt in Kapitel 2 mit einer Darstellung der geschichtlichen Entwicklung der Arbeitszufriedenheitsforschung. Anschließend werden einige bedeutende Studien zur Arbeitszufriedenheit verschiedener Berufsgruppen vorgestellt. Im Anschluss folgen Begriffsbestimmungen sowie Abgrenzungen zu verwandten Begriffen. Den Kern des ersten Teils bildet die Darstellung der theoretischen Ansätze zur Erklärung von Arbeitszufriedenheit, welche in einem engen Zusammenhang zu den klassischen Motivationstheorien stehen. Kapitel 2 schließt mit der Darstellung einiger bedeutender Erhebungsinstrumente zur Messung von Arbeitszufriedenheit sowie einer kurzen Beschreibung der Auswirkungen von Arbeitszufriedenheit auf Leistung und Fluktuation. Anschließend richtet Schütz den Blick auf das pädagogische Berufsfeld und stellt einige Untersuchungen zu Arbeitszufriedenheit und deren zentrale Ergebnisse vor. Nach einer kurzen Reflexion der problematischen Aspekte von Arbeitszufriedenheitsforschung wendet sich Kapitel 5 der erziehungswissenschaftlichen Professionsforschung zu. Schütz nähert sich diesem Thema zunächst über die verwandten Begriffe Profession und Professionalität an, um schließlich die in der Studie untersuchten Segmente des Bildungssystems auf ihren Grad an Professionalisierung hin zu untersuchen.

In Teil B (Kapitel 7 – 14) stellt Schütz das methodische Vorgehen ihrer Studie sowie die Einzelergebnisse dar. So werden zunächst das Untersuchungsfeld, der Fragebogen sowie die Auswertungsmethoden und Darstellungsformen erläutert. Erste Ergebnisse folgen in Kapitel 10, worin Schütz die Stichprobe (die untersuchte Personengruppe) soziographisch beschreibt. Im folgenden Kapitel werden diese Daten mit den Arbeitszufriedenheitswerten zusammengeführt, was einen Vergleich mit den gängigen Befunden der Arbeitszufriedenheitsforschung zulässt. Anschließend werden die einzelnen Teilaspekte von Arbeitszufriedenheit dargestellt, jeweils im Blick auf die Fallgruppen Elementarbereich, Schulsektor und Weiterbildung. Kapitel 12 widmet sich der Ausgangshypothese, d.h. der Frage, ob sich ein Zusammenhang zwischen der globalen Arbeitszufriedenheit und dem Grad an Professionalisierung nachweisen lässt. Nach Darstellung von Korrelationen und Regressionsanalysen (Kapitel 13) findet sich die Auswertung der offenen Fragen des Fragebogens in Kapitel 14.

Im letzten Teil des Bandes, Teil C, reflektiert Schütz zunächst den Forschungsverlauf, bevor sie die Ergebnisse ihrer Studie zusammenfasst, diskutiert und daraus Konsequenzen für weitere Forschungen und die pädagogische Praxis aufzeigt (Kapitel 15).

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie sollen hier nur in knapper Form zusammengefasst werden: Hinsichtlich ihrer Ausgangshypothese kommt Schütz zu dem Ergebnis, dass sich ein Zusammenhang zwischen Professionalisierung und Arbeitszufriedenheit nicht nachweisen lässt, so dass „die Zufriedenheitsforschung für den Aspekt Professionalisierung nicht entscheidend ist und nicht zu wichtig genommen werden darf“ (216). Ebenfalls zeigt Schütz, dass sich die Mitarbeitenden in den einzelnen Segmenten des Bildungssystems hinsichtlich ihres globalen Arbeitszufriedenheitsurteils kaum unterscheiden. Es existieren lediglich „berufsgruppenspezifische Auffälligkeiten“ (213), z.B. herrscht bei den Mitarbeiterinnen im Elementarbereich eine erhöhte Unzufriedenheit mit der Bezahlung, darüber hinaus haben hier die Arbeitskollegen eine größere Bedeutung für die Arbeitszufriedenheit als in den anderen Segmenten des Gesamtbildungssystems. Bei den Schulpädagogen spielen die Adressaten eine entscheidende Rolle für die Arbeitszufriedenheit. Die höchste Streuung der Arbeitszufriedenheitswerte findet sich im Bereich der Erwachsenenbildung, was die Heterogenität dieses Sektors widerspiegelt. Insgesamt bestätigen die Ergebnisse der Studie die gängigen Befunde der Arbeitszufriedenheitsforschung.

Der vorliegende Band liefert einen guten Überblick über die gesamte Breite der Arbeitszufriedenheitsforschung, da zahlreiche in diesem Zusammenhang bedeutenden Theorien, Modelle, Instrumente und Untersuchungen – wenn auch nur in knapper Form – dargestellt sind. Auch kritische Aspekte der Arbeitszufriedenheitsforschung werden aufgegriffen und der Versuch unternommen, diese bei der Durchführung der Studie zu berücksichtigen. Die Ergebnisse der Studie beschreiben zahlreiche Aspekte von Arbeitszufriedenheit und identifizieren berufsgruppenspezifische Unterschiede ebenso wie segmentübergreifende Gemeinsamkeiten.

Einige Abschnitte bzw. Kapitel der Studie zeichnen sich durch eine erhebliche Knappheit der dargestellten Sachverhalte aus, was manchmal auf Kosten der darin enthaltenen Informationen geht. Darüber hinaus setzten die Ergebnisdarstellungen in Teil B, insbesondere die Tabellen, gründliche Kenntnisse der quantitativen Sozialforschung voraus, um die Ergebnisse umfassend nachvollziehen zu können. Offen bleibt, warum sich die Studie auf die Befragung von Personen aus dem Elementarbereich, dem Sekundarbereich I sowie der Weiterbildung beschränkt und andere Segmente, etwa die Primarstufe oder die Sekundarstufe II, nicht in die Untersuchung integriert wurden. Eine Ausweitung auf diese Bereiche hätte mit Sicherheit ein umfassenderes Bild der Arbeitszufriedenheit im Gesamtbildungsbereich zeichnen können.

Insgesamt liefert die Studie vielleicht wenig überraschende Ergebnisse, ermöglicht aber dennoch informative Einblicke in die pädagogische Berufsarbeit und das Arbeitszufriedenheitsempfinden der Beschäftigten in ihrem jeweiligen Sektor. Des Weiteren finden sich aussagekräftige Informationen über die einzelnen Aspekte von Arbeitszufriedenheit und deren Stellenwert für das globale Arbeitszufriedenheitsurteil in den jeweiligen Bildungssegmenten, so dass ein vielschichtiges Bild von Arbeitszufriedenheit im pädagogischen Berufsfeld gezeichnet wird. Damit ist der vorliegenden Band ebenso für pädagogisch Tätige wie auch für Lesende, die sich für Arbeitszufriedenheitsforschung interessieren, eine aufschlussreiche Lektüre.
Simone Siemund (Freiburg)
Zur Zitierweise der Rezension:
Simone Siemund: Rezension von: SchĂĽtz, Julia: Pädagogische Berufsarbeit und Zufriedenheit, Eine bildungsbereichsĂĽbergreifende Studie Reihe Erwachsenenbildung und lebensbegleitendes Lernen, Band 12 . Bielefeld: Bertelsmann 2009. In: EWR 8 (2009), Nr. 5 (Veröffentlicht am 02.10.2009), URL: http://www.klinkhardt.de/ewr/978376393335.html