EWR 12 (2013), Nr. 2 (März/April)

Dieter Kreft / Ingrid Mielenz (Hrsg.)
Wörterbuch Soziale Arbeit
Aufgaben, Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik
7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage
Weinheim / Basel: Beltz Juventa 2013
(1085 S.; ISBN 978-3-7799-2082-3; 68,00 EUR)
Wörterbuch Soziale Arbeit Es gibt nur wenige Bücher, die den Rezensenten im Verlaufe seiner Berufsbiografie so stetig und zuverlässig begleitet haben wie das „Wörterbuch Soziale Arbeit“: Bei Aufnahme des erziehungswissenschaftlichen Diplomstudiums vor nunmehr dreißig Jahren wurde uns damaligen ‚Frischlingen bzw. Novizen‘ von allen Lehrenden unisono wärmstens das kurz zuvor erstmals erschienene „Wörterbuch Soziale Arbeit“ von Kreft/Mielenz als wertvolle, ja unverzichtbare Begleitlektüre für die Ausbildung und als höchst nützliches Handwerkszeug auch für die spätere Berufspraxis empfohlen – und zugleich gekauft. (Dies galt übrigens auch für alle weiteren überarbeiteten Auflagen. Einzig auf den Erwerb der 2. Auflage aus dem Jahr 1983 wurde verzichtet, da es sich hierbei um einen Nachdruck der ersten Auflage handelt.)

Seit 1980 – damals noch mit mausgrauem Cover – sind fünf weitere Auflagen (1983, 1988, 1996, 2005, 2008) erschienen (und verkauft worden) und zu Beginn des Jahres 2013 ist nunmehr die 7. Auflage in neuem Gewand und mit neuem Logo – das heißt mit den vermeintlich frisch-leuchtenden, weitestgehend in Orangetönen gehaltenen Streifen des Beltz Juventa-Buchprogramms – erhältlich. Alleine an der Auflagenhöhe zeigt sich der (Riesen-)Erfolg dieses Wörterbuches, das als unverzichtbares Nachschlagewerk Generationen von Studierenden in den diversen sozialpädagogischen Ausbildungen und für unzählige Berufsangehörigen in den unterschiedlichsten Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit wertvolle und nützliche Hilfe geleistet hat und – und da muss man kein Prophet sein – auch in Zukunft weiterhin leisten wird. Dieses Wörterbuch zählt mittlerweile zu den Klassikern der sozialpädagogischen Fachliteratur. Auch wenn Eigenlob häufig kritisch zu beäugen oder zumindest zu hinterfragen ist, kann der Herausgeberin und dem Herausgeber als selbsttitulierte „Zwei-Personen-Firma“ ohne jedwede Einschränkung zugestimmt werden, wenn sie im Vorwort zur siebten Auflage ‚ihr‘ Wörterbuch als „Standardwerk“ (13) bezeichnen.

Apropos Vorwort: Auch in dieser vollständig überarbeiteten und aktualisierten Auflage sind die Vorworte der unterschiedlichen Auflagen dankenswerterweise wieder abgedruckt und deren Lektüre eröffnet einen lesenswerten, profunden und instruktiven Blick auf die historischen Entwicklungslinien der Sozialen Arbeit, ihren zeitgeschichtlichen wie auch fachlichen Veränderungen, Verstrickungen, Restriktionen und Herausforderungen in den zurückliegenden Jahrzehnten. Viele neu aufgenommene oder auch weggelassene Beiträge im Wörterbuch bilden den aktuellen Stand der Neujustierung der Sozialen Arbeit zu Beginn des 21. Jahrhunderts ab. Aufschlussreich ist ferner das Verzeichnis der Stichworte im zeitlichen Vergleich etwa zur ersten Auflage: Begriffe wie Fallverstehen, Personalvertretungsgesetz, Sozialinformatik oder Social Sponsoring sind hinzugekommen; andere hingegen wie Abweichendes Verhalten, Armut, Hilfe, Körper oder Zeugnisverweigerungsrecht sind bis heute Bestandteile des Wörterbuches Soziale Arbeit.

In der Sicht von Dieter Kreft und Ingrid Mielenz fehlt der Sozialen Arbeit als „Disziplin/Profession zurzeit die Kraft für sog. ‚große Würfe‘ … : wie etwa einst die Ablösung des doch schließlich zu einfachen Musters ‚Klasse/Schicht‘ durch Milieu, Lebenswelt und Einmischung, die Pluralisierung von Lebenslagen und Individualisierung von Lebensführungen. Die großen Veränderungen der Sozialen Arbeit seit Beginn der 1990er Jahren sind um den Begriff ‚Ökonomisierung‘ herum zu markieren, viele Beiträge unseres Wörterbuches beschäftigen sich damit. … Unsere Disziplin/Profession beschäftigt sich inzwischen ‚groß mit kleinen Themen‘, die ‚großen Würfe‘ werden stetig mehr ‚ausgefranst‘, über die Behandlung von immer spezielleren oder Randthemen, Verfeinerungen der Betrachtung und das so lange, bis ‚die große Idee‘ dahinter beinahe unkenntlich wird“ (10). Wer möchte bzw. wer vermag dieser Einschätzung zu widersprechen?

Das Geheimnis des Erfolges von der ersten Auflage 1980 bis zur siebten Auflage 2013 liegt sicherlich in der überzeugenden und unveränderten, weil bewährten Komposition bzw. Konzeption des Wörterbuches, das von Beginn versucht hat, „systematisch zu erfassen, was Soziale Arbeit ausmacht“ (Vorwort, 21). Damit war das Bemühen verbunden „immer das Insgesamt der Sozialen Arbeit (zu) beschreiben, seine Geschichte, die Aufgaben, die zentralen Begriffe, das gewachsene methodische Arsenal“. Entsprechend ist es gleichermaßen als „qualifizierte Erstinformation und dann verdichtet für bestimmte Themenblöcke, aber auch als Einführung in die Soziale Arbeit nutzbar“ (12).

Neben den 323 Beiträgen von 207 Autorinnen/Autoren (zum Vergleich: 1988 sind es 297 Stichwörter), die in der Regel einen kompakten, aktuellen und qualifizierten Überblick über das Stichwort geben, ist der knapp fünfzig Seiten starke Anhang mit hohem Informations- und Servicecharakter herauszustellen, der wie in den vergangenen Auflagen zuverlässig und sachkundig u.a. die wichtigsten Organisationen und Institutionen der Alten-, Gesundheits-, Jugend- und Sozialhilfe, die zentralen Zeitschriften der Sozialen Arbeit wie auch eine Auswahl wichtiger Internetportale jeweils mit leserfreundlichen Hinweisen und Kommentierungen aufführt.

Wer sich von A bis Z auf den derzeit aktuellsten Wissensstand der Sozialen Arbeit in altbewährter, anschaulicher und zuverlässiger Weise bringen will, ist mit dem ‚Wörterbuch Soziale Arbeit‘ bestens bedient. Und wer bis hierher diese Buchbesprechung gelesen hat, vermag nachzuvollziehen, dass ich nicht nur ‚meinen‘ Studierenden, sondern allen in der Sozialen Arbeit Tätigen und an Fragen der Sozialen Arbeit Interessierten dieses gedruckte Wörterbuch vorbehaltlos empfehle. Übrigens wünschen sich Studierende, mit denen in einer Einführungsveranstaltung bereits ausgewählte Beiträge dieser 7. Auflage diskutiert wurden, zusätzlich (nicht alternativ!) eine Online-Ausgabe.
Jörgen Schulze-Krüdener (Trier)
Zur Zitierweise der Rezension:
Jörgen Schulze-Krüdener: Rezension von: Kreft, Dieter / Mielenz, Ingrid (Hg.): Wörterbuch Soziale Arbeit, Aufgaben, Praxisfelder, Begriffe und Methoden der Sozialarbeit und Sozialpädagogik 7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Weinheim / Basel: Beltz Juventa 2013. In: EWR 12 (2013), Nr. 2 (Veröffentlicht am 03.04.2013), URL: http://www.klinkhardt.de/ewr/978377992082.html