EWR 7 (2008), Nr. 6 (November/Dezember)

Kinder des Weltkrieges

Hans-Heino Ewers / Jana Mikota / Jürgen Reulecke / Jürgen Zinnecker (Hrsg.)
Erinnerungen an Kriegskindheiten
Erfahrungsräume, Erinnerungskultur und Geschichtspolitik unter sozial- und kulturwissenschaftlicher Perspektive
Weinheim/München: Juventa 2006
(311 S.; ISBN 3-779729-7; 26,00 EUR)
Hartmut Radebold / Gereon Heuft / Insa Fooken (Hrsg.)
Kindheiten im Zweiten Weltkrieg
Kriegserfahrungen und deren Folgen aus psychohistorischer Perspektive
Weinheim/München: Juventa 2006
(260 S.; ISBN 3-7799-1730-4; 22,50 EUR)
Insa Fooken / Jürgen Zinnecker (Hrsg.)
Trauma und Resilienz
Chancen und Risiken lebensgeschichtlicher Bewältigung von belasteten Kindheiten
Weinheim/München: Juventa 2007
(216 S.; ISBN 3-7799-1732-8; 21,00 EUR)
Krzysztof Ruchniwicz / Jürgen Zinnecker (Hrsg.)
Zwischen Zwangsarbeit, Holocaust und Vertreibung
Polnische, jüdische und deutsche Kindheiten im besetzten Polen
Weinheim/München: Juventa 2007
(196 S.; ISBN 3-7799-1733-5; 18,50 EUR)
Hartmut Radebold / Werner Bohleber / Jürgen Zinnecker (Hrsg.)
Transgenerationale Weitergabe kriegsbelasteter Kindheiten
Interdisziplinäre Studien zur Nachhaltigkeit historischer Erfahrungen über vier Genertationen
Weinheim/München: Juventa 2008
(262 S.; ISBN 3-7799-1735-9; 23,00 EUR)
Imbke Behnken / Jana Mikota (Hrsg.)
Gemeinsam an der Familiengeschichte arbeiten
Texte und Erfahrungen aus Erinnerungswerkstätten. Mit Film- und Bildmaterial auf CD-ROM
Weinheim/München: Juventa 2008
(240 S.; ISBN 3-7799-2220-9; 26,00 EUR)
Erinnerungen an Kriegskindheiten Trauma und Resilienz Zwischen Zwangsarbeit, Holocaust und Vertreibung Transgenerationale Weitergabe kriegsbelasteter Kindheiten Gemeinsam an der Familiengeschichte arbeiten Im Jahr 2002 hat sich eine “Studiengruppe Kinder des Weltkriegs” konstituiert, die im Rahmen von Tagungen und Arbeitstreffen Kindheit und Jugend im Zweiten Weltkrieg interdisziplinär und in (europäisch-)internationaler Perspektive bearbeitet. Aus der Arbeit der Studiengruppe sind inzwischen zahlreiche Publikationen hervorgegangen, darunter die o.g. bisher sechs Bände, die seit 2006 in einer Reihe beim Juventa-Verlag unter dem Signum „Kinder des Weltkrieges“ erschienen sind.

Wie an den Titeln der Bände abzulesen ist, werden Kriegskindheiten unter verschiedenen Perspektiven thematisiert. So werden die gesellschaftliche und die individuelle Dimension des Erlebens und der Tradierung von Kriegskindheiten angesprochen, Kriegskindheiten im Vergleich analysiert, die Langzeitfolgen der Kriegskindheitserfahrungen in den Blick genommen und zuletzt auch ein Blick auf die methodische Seite der Erinnerungsarbeit geworfen.

Das Thema „Kindheit im Zweiten Weltkrieg“ ist in Deutschland in den letzten Jahren in den Vordergrund getreten. Die Generation der Kriegskinder ist seit den 1990er Jahren in ein Alter gekommen, in dem Rückblick gehalten wird. Einige der an der Studiengruppe Beteiligten sind selbst dieser Altersgruppe zuzurechnen, so dass man sagen kann, dass damit auch die eigenen Lebensgeschichten bearbeitet werden. Die Aktualität des Themas hat aber sicher auch damit zu tun, dass die Zeitzeugen erst spät über ihre spezifischen Kriegskindheitserfahrungen zu sprechen begonnen haben. Es bedurfte also auch hier offenbar des Vergehens einer geraumen Zeit, bis diese Erfahrungen kommunikabel wurden.
In bildungshistorischer Perspektive sind u.a. folgende Fragen von hohem Interesse: Welche Folgen hatten und haben die Kriegskind-Erfahrungen bei der Gestaltung des persönlichen Lebens nach dem Krieg und für die Beteiligung an den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in dieser Zeit? Wie wurden die Erfahrungen tradiert und welche Folgen hatte es, wenn über diese Erfahrungen nicht gesprochen wurde, prägen sie doch auch in vielfacher Weise die nachgeborenen Generationen ohne deren Wissen, wie dies auch – um ein anderes Beispiel zu nennen – bei den Überlebenden der Shoah in Israel herausgearbeitet wurde? Mit diesen und anderen Fragen schließen diese Arbeiten an die Auseinandersetzungen, die seit den 1960er Jahren mit der Elterngeneration als Tätergeneration des Nationalsozialismus geführt wurden, sowie an die Forschungen zu den Kindern der Täter an, wenden sich nun aber den Kriegserfahrungen von Kindern in größerer Breite zu. Die hier vorgelegten Studien sind also insgesamt für die bildungshistorische Forschung zur Kriegs- und Nachkriegsgeschichte von Bedeutung und verdienen Beachtung.
Klaus-Peter Horn (Tübingen)
Zur Zitierweise der Annotation:
Klaus-Peter Horn: Annotation zu: Ewers, Hans-Heino / Mikota, Jana / Reulecke, Jürgen / Zinnecker, Jürgen (Hg.): Erinnerungen an Kriegskindheiten, Erfahrungsräume, Erinnerungskultur und Geschichtspolitik unter sozial- und kulturwissenschaftlicher Perspektive. Weinheim/München: Juventa 2006. In: EWR 7 (2008), Nr. 6 (Veröffentlicht am 05.12.2008), URL: http://www.klinkhardt.de/ewr/annotation/7797297.html