EWR 7 (2008), Nr. 6 (November/Dezember)

Katharina Bieler
Im PreuĂźischen Schuldienst
Arbeitsverhältnisse und Berufsbiographien von Lehrerinnen und Lehrern in Berlin-Schöneberg
1871-1933
(Beiträge zur Historischen Bildungsforschung, Band 36)
Köln: Böhlau 2007
(319 S.; ISBN 978-3-412-20034-3; 39,90 EUR)
Im Preußischen Schuldienst In ihrer an der Technischen Universität Berlin angenommenen Dissertation widmet sich die Autorin in detaillierter Form dem Berufsleben von Lehrerinnen und Lehrern im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik. In Form einer Mikrostudie zum niederen und höheren Schulwesen des seit 1920 zu Berlin gehörenden Bezirks Schöneberg untersucht sie unterschiedliche Aspekte der Berufsbiographie, wie etwa die Motivation zum Lehrerberuf, den Berufseinstieg, den Verlauf der Berufskarriere sowie das Ausscheiden aus dem Beruf. Neben den Bedingungen des Berufsalltags intendiert sie dabei vor allem auch die Frage nach etwaigen Auswirkungen des Geschlechts auf den Verlauf der Berufskarriere zu beantworten. Für ihre Untersuchung zieht Katharina Bieler mit den Personalakten der Lehrerinnen und Lehrer ein sehr interessantes Quellenmaterial heran, da die hier gesammelten Akten (Bewerbungsunterlagen, Beurteilungen, Protokolle der Probelektionen, Schriftwechsel zwischen Lehrkraft und Schulleitung bzw. vorgesetzter Behörde, ärztliche Atteste) sehr vielfältige Aspekte des Berufslebens berühren. Dazu stand ihr mit 800 archivalisch noch nicht erfassten Personalakten ein sehr umfangreicher Quellenkorpus zur Verfügung, aus dem sie eine begründete Auswahl traf, so dass letztendlich immerhin noch 245 Personalakten ausgewertet wurden. Die gut lesbare und immer wieder durch veranschaulichende Zitate aus den Personalakten angereicherte Studie macht zum einen die Vor- und Nachteile des Lehrerberufs im gewählten Zeitraum deutlich, sie arbeitet zum anderen die teils subtile, teils offensichtliche Benachteiligung der Lehrerinnen sehr überzeugend heraus. Vor allem die Verbindung von hoher Berufsbelastung und privaten Sorgen, die häufig zu finanziellen Engpässen führten, trug zu einer auffallend hohen Krankheitsanfälligkeit der Lehrerinnen bei, ein Umstand, auf den die Behörden kaum reagierten. Weitere Lokal- oder Regionalstudien zu diesem Themenkomplex sind wünschenswert.
RĂĽdiger Loeffelmeier (Berlin)
Zur Zitierweise der Annotation:
RĂĽdiger Loeffelmeier: Annotation zu: Bieler, Katharina: Im PreuĂźischen Schuldienst, Arbeitsverhältnisse und Berufsbiographien von Lehrerinnen und Lehrern in Berlin-Schöneberg 1871-1933 (Beiträge zur Historischen Bildungsforschung, Band 36). Köln: Böhlau 2007. In: EWR 7 (2008), Nr. 6 (Veröffentlicht am 05.12.2008), URL: http://www.klinkhardt.de/ewr/annotation/978341220034.html