Julius-Klinkhardt-Preis / Preisverleihung 2005

Julius-Klinkhardt-Preis 2005

Preisträgerin: Frau Dr. Sabine Doff

Am 20.9.2005 wurde der Julius-Klinkhardt-Preis nun zum dritten Mal verliehen. Der Preis ging an Frau Dr. Sabine Doff für ihre Dissertation zum Thema: Englischlernen zwischen Tradition und Innovation. Fremdsprachenunterricht für Mädchen im 19. Jahrhundert.

Frau Sabine Doff beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit der Geschichte des Englischlernens an höheren Mädchenschulen in Deutschland. Zeitlich auf das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts und regional auf Preußen konzentriert, geht sie der Frage nach, ob die häufig konstatierte Affinität von Mädchen und Frauen zu den neueren Fremdsprachen möglicherweise im Konnex mit der Entwicklung des Englischunterrichts und seiner Didaktik zu sehen ist. Nach einer kompakten Darstellung ideengeschichtlicher Grundlagen und sozialgeschichtlicher Entwicklungslinien von weiblicher Bildung in Deutschland untersucht die Autorin, inwiefern die Professionalisierung von Englischlehrerinnen im 19. Jahrhundert einerseits und die Ansätze einer mehr auf das Sprechen als das Schreiben und die Grammatik orientierten „weiblichen“ Fremdsprachendidaktik andererseits in der Geschichte des Unterrichtsfaches Englisch bis heute nachwirken.

Ihre Analysen beziehen sich auf einen umfassenden Bestand von Zeitschriften zur weiblichen Bildung sowie auf Schulprogrammschriften und Lehrbücher für den Englischunterricht. In Rückkopplung mit Professionalisierungsmustern, die anhand von Lehrerinnenbiographien exemplifiziert werden, bringt die Autorin Belege für ihre These bei, dass die Traditionen eines auf Konversation gerichteten Fremdsprachenunterrichts für Mädchen und Frauen im Zuge der neusprachlichen Reformbewegung ein spezifisches Modernisierungpotenzial entfalteten. Es gelingt ihr zu zeigen, dass die Entwicklung und letztliche Implementierung einer weiblich geprägten oder auch nur konnotierten Didaktik in den Unterricht moderner Fremdsprachen Impulse auslöste, die noch heute als reformerisch betrachtet werden können.

Quellenbasiert und in klarer Sprache führt Frau Doff auf eindrucksvolle Weise die Übergänge und das Wechselspiel von Tradition und Innovation im Bereich von Didaktik und Methodik des Englischunterrichts in Deutschland vor Augen. Am Schnittpunkt dreier Spezialdisziplinen angesiedelt und somit in der Verknüpfung von Interessen und Perspektiven der historischen Bildungs-, Frauen- und Geschlechterforschung sowie der Englischdidaktik, ist die Arbeit von interdisziplinärer Bedeutung und eine spezifische Bereicherung des Wissens über Schule und Unterricht für Mädchen im 19. Jahrhundert.