EWR 23 (2024), Nr. 1 (Januar)

Replik zur Rezension von Elke Kleinau zum Band

Sabine Lee / Heide Glaesmer / Barbara Stelzl-Marx (Hrsg.)
Children Born of War
Past, Present and Future
London, New York: Routledge 2022
(359 S.; ISBN 978-0-367-19013-2; 120,00 GBP)
Children Born of War Verschiedene der in der Rezension angeführten Kritikpunkte sind unseres Erachtens unsachgemäß.

Soweit es sich aus den schriftlichen Quellen erschließen lässt, geht der Begriff der ´Kinder des Krieges´ nicht, wie in der Rezension behauptet, auf das internationale Expert:innentreffen 2006 zurück. Nach unserem besten Wissen entstand der Begriff ´children born of war´ in internationalen Debatten und Diskursen während einer Reihe von interdisziplinären Treffen und Workshops um 2004/05. Er wurde unter anderem bei Postgraduierten-Workshops in den USA und bei der International Studies Association Conference 2005 verwendet.[1] Auf der Grundlage von Forschungsarbeiten, die bei einigen dieser Treffen vorgestellt wurden, und ergänzt durch bereits abgeschlossene, aber noch unveröffentlichte Forschungsarbeiten einiger Kolleg:innen, die nicht an den Workshops teilgenommen hatten, gab Charli Carpenter 2007 eine Aufsatzsammlung mit dem Titel „Born of War. Protecting Children of Sexual Violence Survivors in Conflict Zones“ heraus. Darin verwendeten mehrere Autor:innen den Begriff ´children born of war´. Wir verweisen speziell auf Debra de Laets Artikel „Theorizing Justice for Children Born of War“; aber mehrere andere Beiträge belegen ebenfalls, dass der Begriff ´children born of war´ unter Forscher:innen bereits verbreitet war.

Frau Mochmann selbst bestätigt diese Genesis indirekt in ihrem Artikel aus dem Jahr 2008, in dem sie und ihr Mitautor schreiben: „[…] Many other expressions are used to describe children born in different wars, some will be introduced later in this paper, common for most are that their names have a negative touch. Thus, the term ´children born of war´ applied by Carpenter (2005:10) may seem the most appropriate to use and will be applied in this paper.“[2]

Die methodischen Schwierigkeiten des Vergleichs der ´Besatzungskinder´ mit der Allgemeinbevölkerung werden in den Originalarbeiten, die Saskia Mitreuter ihrem in dem besprochenen Sammelband erschienen Aufsatz zu Grunde legt, selber ausführlich beschrieben und kritisch diskutiert. Der kritisierte Einschluss von `children born of´ war, die nach 1956 geboren wurden (insgesamt 23 Personen), in dieser Studie wird im Methodenpaper von Kaiser et al. ebenfalls differenziert dargestellt.[3]

Das Herausstellen der als ethisch beispielhaften Arbeit von Ojok begrüssen wir, wollen aber ausdrücklich festhalten, dass keiner der sich auf Uganda beziehenden Beiträge auf den in der Rezension als unethisch dargestellten Methoden beruht.
Sabine Lee und Heide Glaesmer (Birmingham und Leipzig)
Zur Zitierweise der Rezension:
Sabine Lee und Heide Glaesmer: In: EWR 23 (2024), Nr. 1 (Veröffentlicht am 01.02.2024), URL: http://www.klinkhardt.de/ewr/978036719013-1.html