EWR 13 (2014), Nr. 1 (Januar/Februar)

Hannes König / Bernd Hilbert / Ewald Mittelstädt / Claudia Wiepcke
Die Schülerfirma
unter Mitarbeit von: Heike Bodemann, Steffen Dölling, Volker Fischer, Sabrina Möller, Heinz Paul
Didaktischer Leitfaden zur Existenzgründung
Reihe Ökonomie unterrichten
Schwalbach/ Ts.: Wochenschau Verlag 2013
(173 S.; ISBN 978-3-89974866-6; 22,80 EUR)
Die Schülerfirma Neben der gesellschaftspolitischen Diskussion über die Förderung unternehmerischer Selbständigkeit und eines polyvalenten unternehmerischen Denkens und Handelns hat das Thema „Schülerfirmen“ auch im Bildungssystem Einzug erhalten. So sind bereits seit einigen Jahren im Rahmen ökonomischer Bildung Lehr-Lern-Konzeptionen verschiedener Anbieter curricularer und extracurricularer Natur zu finden. Insbesondere Schüler- und Juniorenfirmen stellen beliebte Angebote zur handlungs- und praxisorientierten Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler für die unternehmerische Selbständigkeit dar.

Das Buch „Die Schülerfirma. Didaktischer Leitfaden zur Existenzgründung“ der Autoren Hannes König, Bernd Hilbert, Ewald Mittelstädt und Claudia Wiepcke reiht sich in diesen Trend ein. Als ein Praxishandbuch zum Einsatz der methodischen Großform „Schülerfirma“ im Unterricht basiert es auf den Erkenntnissen eines erfolgreichen Praxisbeispiels des Schüler-Instituts SITI Havelberg. Das Werk enthält ein breites Spektrum verschiedener Aspekte der Unternehmensgründung sowie wirtschaftsdidaktische Hintergründe und konkrete Vorschläge zum Einsatz einer Schülerfirma im Schulunterricht zum Zwecke einer ganzheitlichen Förderung von Handlungskompetenzen.

Im Kapitel A „Einführung Gründungserziehung“ der Autoren Ewald Mittelstädt und Claudia Wiepcke erfolgt eine thematische und legitimatorische Verankerung des Themas unternehmerischer Selbständigkeit im Schulkontext, gefolgt von einer fachdidaktischen Einbettung und Grundlegung der Schülerfirma als einer validen Methode zur Gründungssensibilisierung im Rahmen ökonomischer Bildung. Hierbei werden die Chancen und die Bedeutung des Themas unternehmerischer Selbständigkeit für den Schulunterricht ebenso wie der Aufbau des nachfolgenden Unterrichtsleitfadens erörtert. Im Zuge der Darlegung des fachdidaktischen Grundverständnisses der Gründungserziehung wird die didaktische Großform Schülerfirma in den Kontext der Handlungsorientierung sowie des erfahrungsbasierten Lernens eingebettet.

Im Abschnitt B erörtern Hannes König und Bernd Hilbert das Thema der „Gründungsplanung“, bestehend aus der Gründungsvorbereitung, den technologischen und rechtlichen Aspektes der Gründungsplanung, der Ressourcenplanung und der Businessplanerstellung. Dies erfolgt stets im Kontext einer Schülerfirma. Im Rahmen der Gründungsvorbereitung werden das pädagogische Konzept und die Ziele der Methode Schülerfirma von anderen wirtschaftsdidaktischen, großmethodischen Konzepten abgegrenzt sowie die Aufgaben der betreuenden Lehrenden im Vorfeld der Implementierung einer Schülerfirma expliziert. Anschließend wird ein breites Spektrum der Aspekte der Vorgründungsphase thematisiert. Es wird auf persönliche Voraussetzungen, wie die Motivation des Gründers und die Gründungspersönlichkeit, auf deren gesellschaftlichen Stellenwert, hier anhand allgemeiner Zahlen und Fakten zum Gründungsgeschehen in Deutschland, sowie auf den Prozess der Generierung einer Geschäftsidee, der Marktrecherche und der Standortbetrachtung eingegangen. Dabei werden stets sowohl allgemeine Hinweise für den Unterrichtseinsatz als auch konkrete Umsetzungshilfen hierfür geboten. Beispielsweise enthält der Themenkomplex Gründungspersönlichkeit einen Persönlichkeitstest zur Selbstbeurteilung unternehmerischer Charakteristika. Im Rahmen der Generierung einer Gründungsidee werden wiederum verschiedene Kreativitätstechniken erlernt, die über den Einsatz in der Schülerfirma hinaus die Methodenkompetenz der Schülerinnen und Schüler erweitern und auch in anderen unterrichtlichen Kontexten eingesetzt werden können.

Im Anschluss werden „technologische und rechtliche Aspekte der Vorgründungsphase“ beleuchtet. Neben den inhaltlichen Grundlagen dieser Themengebiete werden Betriebserkundungen und Firmeninterviews empfohlen sowie Checklisten und Protokollvordrucke für deren Umsetzung offeriert. Im Kontext des Themas Schutzrechte werden die rechtlichen Voraussetzungen der gewerblich-kommerziellen Verwendung von Erfindungen thematisiert, welche insbesondere technologische Erfindungen und Innovationen fokussieren. Einen weiteren großen Themenblock stellt die Wahl der Rechtsformen dar. Für die Unterrichtspraxis werden auch hier neben kompakten Übersichtstabellen über die Arten gewerblicher Schutzrechte und die gängigen Rechtsformen konkrete Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung zu diesem Thema gegeben. Der Themenblock schließt mit Aspekten der Standortfestlegung.

Im Abschnitt „Ressourcenplanung“ werden Finanzierungs-, Personal- und gewerbliche Genehmigungsfragen fokussiert. Die Themen werden auch hier sinnvoll und angemessen auf die unterrichtliche Anwendung reduziert. Anschließend werden der Aufbau und die Bestandteile des „Businessplans“ erörtert sowie Planungshilfen für seine Erstellung expliziert.

Im Kapitel C „Gründungsdurchführung“ erörtern Hannes König und Bernd Hilbert die Gründungsphase als Prozess. Zunächst explizieren sie die ersten Schritte wie die Gewerbeanmeldung und Preiskalkulation, die Kundenakquisition, Unternehmensführung und das Management. Im Zuge der „Gründungsauswertung“ fokussieren die Autoren die Dokumentation der Geschäftsfähigkeit und kaufmännische Aufgaben, wie z.B. die Buchführung oder den Jahresabschluss.

Das Buch „Die Schülerfirma“ bietet in kompakter Form einen breiten Überblick über die inhaltlichen Aspekte des Themenfelds der Unternehmensgründung und die Möglichkeiten des handlungsorientierten unterrichtspraktischen Einsatzes des Themas am Beispiel der für diese Zwecke etablierten und weit verbreiteten methodischen Großform Schülerfirma. Der Schwerpunkt der Ausarbeitung liegt in der unterrichtlichen Umsetzung sowie der inhaltlichen Reduktion und dem Transfer der Themenaspekte der unternehmerischen Selbständigkeit auf den Unterricht.

Weite Teile des Werks beziehen sich auf unterrichtliche Erfahrungen und geben auf dieser Basis wertvolle Hinweise, die zur didaktischen Umsetzung des Themas unternehmerischer Selbständigkeit im Unterricht und der Realisierung einer Schülerfirma notwendig sind. Abwechslungsreiche Methoden mit sukzessive zunehmender Handlungs- und Praxisorientierung fördern die persönliche Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit dem Thema unternehmerischer Selbständigkeit. Konkrete unterrichtspraktische Umsetzungshinweise erleichtern die Unterrichtsplanung und lassen gleichzeitig viel Gestaltungsfreiheit für die Lehrkraft.

Zusammenfassend stellt das Buch „Die Schülerfirma“ einen guten Überblick für Lehrkräfte über den Einsatz des Themengebiets der Unternehmensgründung im Unterricht anhand der Großform Schülerfirma dar. Es enthält viele unterrichtspraktische Hinweise, ergänzt mit kurzen Darlegungen theoretischer Hintergründe. Für eine wissenschaftlich-theoretische Erschließung des Themas müssten andere, theoretisch orientierte Werke ergänzend hinzugezogen werden.
Teita Bijedic (Düsseldorf)
Zur Zitierweise der Rezension:
Teita Bijedic: Rezension von: König, Hannes / Hilbert, Bernd / Mittelstädt, Ewald / Wiepcke, Claudia: Die Schülerfirma, unter Mitarbeit von: Heike Bodemann, Steffen Dölling, Volker Fischer, Sabrina Möller, Heinz Paul Didaktischer Leitfaden zur Existenzgründung Reihe Ökonomie unterrichten. Schwalbach/ Ts.: Wochenschau Verlag 2013. In: EWR 13 (2014), Nr. 1 (Veröffentlicht am 05.02.2014), URL: http://www.klinkhardt.de/ewr/389974866.html