EWR 2 (2003), Nr. 5 (September/Oktober 2003)

Brigitte Heinck / Joëlle Huser / Franz Mönks / Friedrich Oswald (Hrsg.)
Journal für Begabtenförderung
Für eine begabungsfreundliche Lernkultur
Innsbruck, Wien, München, Bozen: Studienverlag
(? Seiten; ISBN 3-7065-1600-4; 14,00 EUR)
Journal für Begabtenförderung Mit dem zweimal jährlich erscheinenden "Journal für Begabtenförderung. Für eine begabungsfreundliche Lernkultur" steht seit 2001 die bislang einzige deutschsprachige Zeitschrift zum Thema (Hoch-)Begabtenförderung zur Verfügung. Die Herausgeber sind führende Forscher und/oder erfahrene Praktiker auf dem Gebiet der (schulischen) Begabtenforschung und -förderung.

Sie gliedern ihre Zeitschrift jeweils in fünf bis sieben Rubriken: Der erste Abschnitt widmet sich dem jeweiligen Schwerpunktthema. Nach einem einführenden Überblick im ersten Heft (1/2001) handelte es sich in den anderen drei bislang erschienenen Ausgaben um "Modelle und Maßnahmen zur Begabtenförderung" (1/2002), das "Überspringen von Schulstufen und Jahrgangsklassen" (2/2002) sowie um die "Identifikation von Begabungen" (1/2003). Jede Ausgabe umfasst etwa 50 bis 60 Seiten.

Ein weiterer Teil ist jeweils mit dem Titel "Für die Praxis" überschrieben. Die dortigen Beiträge beschäftigen sich mit konkreten Fragen der schulischen Begabtenförderung sowie Identifizierung besonders begabter Kinder und Jugendlicher. Regelmäßige Bestandteile sind ferner die "Fallgeschichten" sowie "Schlüsselbegriffe": In den "Fallgeschichten" werden anhand von Fallbeispielen hochbegabter Kinder und Jugendlicher konkrete Erfahrungen mit den im Themenschwerpunkt (z.B. Überspringen einer Klasse, schulische Fördermaßnahmen, Erkennen besonderer Begabungen) erörterten Fragestellungen besprochen. Im letzten im engeren Sinn inhaltlichen Abschnitt werden pro Ausgabe ein bis zwei Begriffe diskutiert, die im Kontext von Begabtenförderung eine wesentliche Rolle spielen. In den ersten vier Heften wurden folgende sechs Begriffe erläutert: Begabung, Kreativität, Enrichment, Akzeleration, Differenzierung, Identifikation.

Vervollständigt werden diese thematischen Beiträge durch die Rubriken "Rezensionen" und "Pinnwand": Besprochen werden aktuelle Bücher, die sich entweder wissenschaftlich mit dem Thema (Hoch-)Begabung auseinandersetzen oder für die Unterrichtspraxis geschrieben wurden. Unter dem Stichwort "Pinnwand" finden sich u.a. Hinweise auf Tagungen, Kongresse etc., die mit dem Thema Begabtenförderung in Zusammenhang stehen.

Das "Journal für Begabtenförderung" wendet sich dem Editorial zufolge vorrangig an die nahen Bezugspersonen (hoch-)begabter Kinder und Jugendlicher, an die Erziehungsberechtigten und Lehrkräfte verschiedener Bildungsinstitutionen. Die im Umgang mit diesen Kindern und Jugendlichen auftretenden Fragen und Bedürfnisse sollen praxisbezogen thematisiert werden. Diesem Anspruch wird die Zeitschrift gerecht: Insbesondere die Rubrik "Für die Praxis" bietet auch Lehrkräften, die neu in das Thema einsteigen, vielfältige Hinweise.

Hilfreich für Neueinsteiger ist auch, dass jeder Beitrag sowohl um Kontaktmöglichkeiten als auch um eine Kurzvorstellung der Autoren ergänzt ist, die einen Eindruck von deren themenbezogener Qualifikation vermittelt. Als günstig deutet sich ferner die Tatsache an, dass die Herausgeber vier Länder (Deutschland, Niederlande, Österreich, Schweiz) repräsentieren, so dass ein Überblick z.B. über internationale Entwicklungen der Begabtenförderung möglich ist. Diese Chance sollte auch künftig intensiv genutzt werden. Wichtig wäre jedoch, dass die unterschiedlichen Ansätze innerhalb eines Landes z.B. im Bereich der schulischen (Hoch-) Begabtenförderung breiter gefächert vorgestellt werden: So dominierten in den ersten drei Ausgaben Beiträge über das Wilhelm-Ostwald-Gymnasium in Leipzig (drei Artikel, zwei Fallbeispiele sowie ein aus einer Abiturzeitung entnommener Bericht). Denkbar wären hier in Zukunft beispielsweise Berichte über andere auf Begabtenförderung spezialisierte Schulen (mit Blick auf Deutschland z.B. Talenta-Gymnasium in Geseke-Eringerfeld, Sankt Afra Gymnasium in Meißen, Maria-Theresia-Gymnasium in München) oder über reguläre Schulen, die sich der integrativen Begabtenförderung widmen (etwa Schulen, die in der niedersächsischen "Initiative Begabtenförderung" engagiert sind).

Obwohl sich die Zeitschrift hauptsächlich an Praktiker wendet, wäre es durchaus wünschenswert, wenn in Beiträgen der folgenden Ausgaben doch stärker auf einschlägige empirische Studien Bezug genommen werden würde. Solche Quellenverweise böten auch dem stärker wissenschaftlich interessierten Leser die Möglichkeit, Zugang zu weiterreichenden Informationen zu finden. Mit Blick auf die präferierte Zielgruppe kann der Studienbezug in geeigneter Aufbereitung erfolgen und muss sicher nicht detailliert ausgeführt werden.

Die vorliegende Zeitschrift stellt eine erfreuliche Neuerung dar, die aufgrund des starken Praxisbezugs insbesondere für Eltern und Lehrkräfte eine lohnenswerte Lektüre darstellt. Wenn die genannten Anregungen – insbesondere der stärkere Verweis auf empirische Studien – künftig Berücksichtigung finden würden, wäre dies sicher nicht von Schaden.
Kathrin Ahlbrecht (Braunschweig)
Zur Zitierweise der Rezension:
Kathrin Ahlbrecht: Rezension von: Heinck, Brigitte / Huser, Joëlle / Mönks, Franz / Oswald, Friedrich (Hg.): Journal für Begabtenförderung, Für eine begabungsfreundliche Lernkultur, Innsbruck, Wien, München, Bozen: Studienverlag . In: EWR 2 (2003), Nr. 5 (Veröffentlicht am 01.10.2003), URL: http://www.klinkhardt.de/ewr/70651600.html