
Herausgekommen ist ein thematisch facettenreicher Sammelband in zwei Teilen. Im ersten, historischen Teil stehen zunächst die Gründungsjahre der Anstalt im Vordergrund (H.-W. Wollersheim, A. Winter), es wird das Verhältnis der Schule zur sächsischen Landesschule Pforta betrachtet (P. Dorfmüller, J. Flöter), die strukturellen Besonderheiten des Joachimsthalschen Gymnasiums in seiner Templiner Zeit bis 1938 im Vergleich zu anderen Schulen des Ortes werden beleuchtet (F. Tosch) und der Blick wird auf die Situation der Schule in den beiden deutschen Diktaturen gerichtet (G. Kluchert, H. Wegener).
Die Texte im zweiten Teil betrachten – so die etwas unpräzise Formulierung der Herausgeber – „einzelne Phänomene der Ausstrahlungskraft“ der Anstalt. Hier steht neben den Erinnerungen eines Schülers an seine Zeit an der Schule (1951-54) ein Text, der der Frage nachgeht, wie die Nachfolgeinstitution im Templiner Schulgebäude durch bauliche Maßnahmen mit der Tradition des Joachimsthalschen Gymnasiums umging (H. Schluß/S. Lachmann). Zudem werden die Beziehungen der Schule zur Berliner Universität im 19. Jahrhundert (H.-C. Kraus) sowie die Funktion ihrer sehr umfangreichen Bibliothek betrachtet (C. Ritzi), bevor eine Darstellung der ‚Vereinigung Alter Joachimsthaler e.V.’ (K. Norpoth) den Band beschließt.
Zwar finden sich die üblichen Probleme von Sammelbänden (z.B. thematische Überschneidungen oder Wiederholungen; ein Autor verzichtet auf jegliche Quellenverweise) auch in dieser Publikation. Zudem hätte die Ankündigung, mit „speziellen bildungsgeschichtlichen Fragestellungen“ (8) an die Thematik heranzutreten, von einigen Autor/inn/en konsequenter verfolgt werden können. Dennoch bleibt festzuhalten, dass sich einiges an Neuem über das Joachimsthalsche Gymnasium lesen lässt. Die Vorbildfunktion der sächsischen Landesschulen oder die durchaus feststellbare Nazifizierung der Schule waren in den bisherigen Darstellungen so nicht herausgearbeitet worden.