EWR 8 (2009), Nr. 1 (Januar/Februar)

Toshiko Ito
Übergänge und Kontinuität
Studien zur Rezeptionsgeschichte westlicher Pädagogik in Japan
München: Iudicium 2007
(188 S.; ISBN 978-3-89129-190-0; 19,00 EUR)
Übergänge und Kontinuität Wenn man sich mit der Erziehungswissenschaft in Japan beschäftigt, fällt die große Bereitschaft ins Auge, mit der westliche Theorien rezipiert wurden und werden. Die Autorin, die in diesem Band verschiedene Abhandlungen der letzten Jahre zusammengefasst und um zwei neue Beiträge ergänzt hat, geht von diesem Sachverhalt aus und formuliert die These, dass es sich dabei nicht um eine äußerliche Übernahme von Begriffen handle, sondern dass die Rezeption von intensive Auseinandersetzungen mit den Ideen gekennzeichnet sei. Dies zeigt sie an verschiedenen Exempeln, die sich in drei Blöcke teilen lassen: die Rezeption von Klassikern (Pestalozzi und Fröbel), die Auseinandersetzung mit der Reformpädagogik sowie aktuelle Aspekte der Moral- bzw. Berufserziehung sind die Themen. Durch fast alle Beiträge zieht sich dabei die Frage nach dem Umgang mit der christlichen Religionsvorstellung bzw. Religiosität. Sei es die Vorstellung von der „inneren Anschauung“ bei Pestalozzi mit ihrer Doppelperspektive der sich selbst ansehenden und der Gott ansehenden Anschauung, sei es das Thema der Individualität oder die Frage nach der „Erziehung der Herzen“: Fragen der religiösen Tradition spielen in diese Konzeptionen qua Tradition hinein. Am Beispiel der Anschauung bei Pestalozzi und in der Rezeption in Japan zeigt Ito auf, wie die Rezeption sich in bestimmten eigenen Kontexten abspielte (konfuzianische oder buddhistische Richtungen), die eine (abwandelnde) Übernahme der Ursprungskonzeption möglich machten. Insbesondere eine buddhistische Richtung, die „Wahre Schule des Reinen Landes“, war offenbar der protestantisch-pietistisch geprägten Religiosität verwandt und konnte die westlichen Konzepte adaptieren, ohne die eigenen Traditionen zu verleugnen. In einer Studie wird auch der umgekehrte Weg der Rezeption der japanischen Reformpädagogik im Westen kurz angerissen. Wer einen Einblick in die West-Ost-Richtung der Rezeption erhalten will, ist mit diesem Bändchen sehr gut beraten. Die Ergebnisse des Bandes wecken zudem das Interesse an der umgekehrten Rezeptionsrichtung, die umgekehrte eine größere Aufmerksamkeit in der Forschung verdiente.
Klaus-Peter Horn (Tübingen)
Zur Zitierweise der Annotation:
Klaus-Peter Horn: Annotation zu: Ito, Toshiko: Ãœbergänge und Kontinuität, Studien zur Rezeptionsgeschichte westlicher Pädagogik in Japan. München: Iudicium 2007. In: EWR 8 (2009), Nr. 1 (Veröffentlicht am 04.02.2009), URL: http://www.klinkhardt.de/ewr/annotation/978389129190.html