Ist differenzierender Unterricht gerecht?Wie Lehrpersonen die Verteilung ihrer Förderbemühungen rechtfertigen»Gerecht behandeln soll ich euch: alle gleich, jeden anders!« So könnte eine Lehrperson ihre Aufgabe zusammenfassen. Hauptziel dieser Studie ist es, besser zu verstehen, wie Schweizer Primarlehrpersonen ihre zum Teil widersprüchlichen Funktionen gegenüber Kindern mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen unter Gerechtigkeitsgesichtspunkten deuten und legitimieren.
Im Vordergrund stehen hierbei die theoretische Modellierung und empirische Prüfung der entsprechenden Deutungsmuster. Theoretisch wird Förderung als Verteilungsproblem bzw. als endliche Ressource in Schulklassen begriffen. Aufbauend auf einer Fragebogenerhebung in zwei Kantonen wurde zudem eine Stichprobe von Lehrpersonen im Sinne des Extremgruppenvergleichs mittels problemzentrierten Interviews befragt. Es zeigt sich u.a., dass Förderbemühungen ungleich auf drei Leistungsgruppen verteilt werden, wobei das schwächste Drittel der Schülerinnen und Schüler über alle Zeitpunkte im Schuljahr und fast alle Tätigkeiten hinweg am meisten, die stärksten Schülerinnen und Schüler am wenigsten Aufmerksamkeit erhalten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Ausgleichen von Leistungsunterschieden ungeachtet der Imperative aus Volksschulgesetzen und Expertenempfehlungen als wesentliche Aufgabe der Primarschule betrachtet wird. Sie zeugen ebenfalls von der Vernachlässigung der Bildung professioneller Kompetenzen in Verteilungsfragen, die zur Hauptsache in Koordinationsleistungen zwischen den Ansprüchen der Gesamtverteilung von Vor- und Nachteilen in der Klasse einerseits und jenen des individuellen Förderbedarfs andererseits vermutet werden. |
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2014. 369 Seiten, kartoniert
ISBN 978-3-7815-1969-5 36,00 EUR
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